„Jede Medaille hat bekanntlich zwei Seiten“, fasst die SPD-Fraktion den anstehenden Verkauf des Rossi-Hauses und den Umbau zu einer Hausbrauerei mit Gastronomie zusammen. Denn der Belebung des Rastatter Zentrums stehe ein finanzieller Verlust der Stadt in Höhe von 500.000 Euro entgegen, der - entsprechende Beschlüsse im Stadtrat vorausgesetzt - aus Sicht der SPD vermeidbar gewesen wäre.
„Die neue Nutzung bringt Leben in einen städtebau-lich hochwertigen Bereich der Innenstadt, der bislang von Büronutzung geprägt ist“, freut sich SPD-Fraktionsvorsitzender Joachim Fischer in einer Pressemitteilung über die Aufwertung in unmit-telbarer Schlossnähe. Die SPD-Fraktion sehe in der neuen Konzeption auch eine Chance für angrenzende gastronomische Betriebe, da eine Mehrzahl unterschiedlicher Konzepte und angesprochener Zielgruppen insgesamt Leben in die Stadt bringe und daher gerade im Sommer mit Außenbewirtung einen Bereich insgesamt attraktiver gestalte. Besonderes Augenmerk habe die SPD-Fraktion auf eine Nutzung gelegt, die das Rossi-Haus nun erstmals der breiten Öffentlichkeit zugänglich mache: „Damit geben wir ein barockes Kleinod den Menschen in unserer Stadt zurück.“ Da das Gebäude unter Denkmalschutz stehe, seien bauliche Veränderungen, die dem historischen Charakter des Ensembles wiedersprächen, ausge-schlossen.
Allerdings ist die Freude über das gelungene Kon-zept aus Sicht der SPD-Fraktion „getrübt“, wenn man den Anlass für den nun notwendigen Verkauf berücksichtige. Da die Stadt 2008 stolze 1,1 Millionen Euro an den Landkreis überwiesen habe und dieser Wert aufgrund verschiedener Gutachten als Verkehrswert ermittelt worden sei, ergebe sich ein Verlust von einer halben Million Euro in nur wenigen Jahren. „Wie viele schmerzhafte Einschnitte könnten wir uns heute sparen, wenn damals die Auffassung der SPD-Fraktion im Rat mehr Unterstützung gefunden hätte?“, so die Meinung der SPD. Bekanntlich war die SPD gegen einen Ankauf der früheren Liegenschaften des Landkreises eingetreten. „Unsere Hinweise, dass dies die Stadt finanziell überfordert und dass wir keinen zwingenden Bedarf für die Gebäude haben, verhallten seinerzeit leider ungehört“, erinnerte SPD-Fraktionschef Joachim Fischer. Die heute verschiedentlich vertretene Behauptung der Fraktionen, die damals den - in der Rückschau überhöhten - Betrag von 1,1 Millionen Euro für den Ankauf zu zahlen bereit waren, es handele sich um einen politischen Preis, um den Sitz des Landkreises in Rastatt zu halten, verwies Stadtrat und Landtagsabgeordneter Gunter Kaufmann in die Sagenwelt: „Hierbei handelt es sich um eine pure Erfindung, denn der Sitz des Landkreises wird nicht in Rastatt vom Kreistag, sondern per Gesetz vom Landtag fest gelegt.“ Es sei ein „Armutszeugnis“, dass Rastatt nun aus purer Geldnot ein historisches Gebäude verkaufen müsse, für das die Stadt nie einen eigenen Bedarf nachweisen konnte. Hier sei, so die SPD weiter, „ordentlich Geld verbrannt worden“, das man sich nun unter anderem über die Kürzung der Vereinszuschüsse wieder herein holen müsse. Der Ärger hierüber dürfe aber den Blick darauf nicht verstellen, dass es durchaus Alternativen gegeben hätte - beispielsweise, dass der Landkreis seine früheren Gebäude selbst vermarktet hätte. Für diese SPD-Vorschläge habe es jedoch leider keine Mehrheit im Stadtrat gegeben. Die neue, von der SPD-Fraktion begrüßte und unterstützte Nutzung des Rossi-Hauses sei nun das „Trostpflaster“ für den erheblichen finanziellen Verlust.